Mieten statt Kaufen: Die Umweltbilanz im Vergleich

Ökologischer Fußabdruck

In Zeiten des Klimawandels und zunehmender Ressourcenknappheit stellt sich die Frage: Ist es umweltfreundlicher, Gegenstände zu mieten statt zu kaufen? Dieser Artikel beleuchtet die ökologischen Auswirkungen beider Konsumformen und erklärt, warum die Sharing Economy einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann.

Der ökologische Fußabdruck von Konsumgütern

Jedes Produkt, das wir kaufen, hinterlässt einen ökologischen Fußabdruck – von der Rohstoffgewinnung über die Produktion und den Transport bis hin zur Entsorgung. Die Umweltbelastung eines Produkts setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen:

Die Umweltbilanz beim Kauf von Produkten

Beim Kauf eines Produkts trägt der Käufer die volle Umweltbelastung. Besonders problematisch wird dies bei Gegenständen, die nur selten genutzt werden. Eine Bohrmaschine beispielsweise wird im Durchschnitt nur etwa 13 Minuten ihrer gesamten Lebensdauer tatsächlich verwendet. Trotzdem besitzen viele Haushalte eine eigene Bohrmaschine, was zu einer ineffizienten Ressourcennutzung führt.

Statistiken zeigen, dass ein durchschnittlicher deutscher Haushalt über 10.000 Gegenstände besitzt, von denen viele nur selten genutzt werden. Diese Ansammlung ungenutzter Produkte stellt eine erhebliche Verschwendung von Ressourcen dar und belastet die Umwelt unnötig.

Die Umweltbilanz beim Mieten von Produkten

Beim Mieten werden Produkte von mehreren Personen nacheinander genutzt, was ihre Nutzungseffizienz deutlich erhöht. Ein gemieteter Gegenstand ersetzt mehrere individuell gekaufte Produkte, wodurch Ressourcen eingespart werden. Die Umweltvorteile des Mietens umfassen:

Vergleichsstudien: Mieten vs. Kaufen

Mehrere Studien haben die Umweltauswirkungen von Mieten und Kaufen verglichen. Eine Untersuchung des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie ergab, dass das Teilen von selten genutzten Gegenständen den Ressourcenverbrauch um bis zu 80% reduzieren kann.

Eine weitere Studie der Technischen Universität Berlin aus dem Jahr 2021 hat die CO₂-Bilanz verschiedener Konsumszenarien untersucht:

Produktkategorien mit besonders positiver Miet-Umweltbilanz

Nicht alle Produkte sind gleichermaßen für das Mieten geeignet. Besonders positive Umwelteffekte ergeben sich bei:

1. Selten genutzte Geräte

Werkzeuge wie Bohrmaschinen, Hochdruckreiniger oder Kettensägen werden in Privathaushalten oft nur wenige Stunden pro Jahr genutzt. Hier bietet das Mieten enormes Einsparpotenzial. Eine einzige gemietete Bohrmaschine kann theoretisch Hunderte von Haushalten bedienen.

2. Transportmittel

Autos stehen durchschnittlich 23 Stunden am Tag ungenutzt herum. Carsharing-Modelle erhöhen die Nutzungseffizienz erheblich und reduzieren den Bedarf an Parkflächen in Städten. Studien zeigen, dass Carsharing-Nutzer ihre jährliche Fahrleistung oft reduzieren und häufiger öffentliche Verkehrsmittel nutzen.

3. Outdoor- und Sportausrüstung

Camping-Ausrüstung, Ski, Snowboards oder Kanus werden typischerweise nur während bestimmter Jahreszeiten oder im Urlaub genutzt. Das Mieten spart nicht nur Anschaffungskosten, sondern auch Lagerplatz und vermeidet, dass hochwertige Ausrüstung ungenutzt herumliegt.

4. Elektronikgeräte

Kameras, Projektoren oder spezielle Computer sind ideale Mietobjekte. Sie veralten schnell, enthalten wertvolle und umweltbelastende Rohstoffe und werden von Privatpersonen oft nur für bestimmte Projekte benötigt.

Die Transportfrage: Ein wichtiger Faktor in der Umweltbilanz

Ein kritischer Punkt bei der Umweltbilanz des Mietens sind die zusätzlichen Transportwege. Wenn ein gemieteter Gegenstand mehrfach über lange Strecken transportiert werden muss, kann dies die positiven Umwelteffekte schmälern.

Für eine positive Umweltbilanz sollten folgende Faktoren berücksichtigt werden:

Idealerweise sollten Mietstationen fußläufig oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sein, um zusätzliche Autofahrten zu vermeiden.

Kritische Betrachtung: Wann ist Mieten umweltfreundlicher als Kaufen?

Das Mieten ist nicht in allen Fällen die umweltfreundlichere Option. Die Umweltbilanz hängt von verschiedenen Faktoren ab:

Als Faustregel gilt: Je seltener ein Produkt genutzt wird und je aufwändiger seine Herstellung und Entsorgung ist, desto größer sind die Umweltvorteile des Mietens.

Verhaltenstipps für umweltbewusstes Mieten

Um die Umweltvorteile des Mietens zu maximieren, sollten folgende Tipps beachtet werden:

  1. Lokale Anbieter bevorzugen: Kurze Wege reduzieren die Transportbelastung
  2. Mietdauer optimieren: Dauer und Zweck genau planen, um unnötige Verlängerungen zu vermeiden
  3. Mehrere Gegenstände kombinieren: Wenn möglich, mehrere benötigte Gegenstände in einer Fahrt abholen
  4. Pfleglicher Umgang: Sorgsame Nutzung verlängert die Lebensdauer der Mietprodukte
  5. Öffentliche Verkehrsmittel für Transport nutzen: Wenn möglich, auf das Auto verzichten

Die Zukunft: Mieten als Teil einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft

Das Mietmodell passt ideal zum Konzept der Kreislaufwirtschaft (Circular Economy), das auf Wiederverwendung, Reparatur und Recycling setzt. In einer idealen Kreislaufwirtschaft werden Produkte so gestaltet, dass sie langlebig, reparierbar und am Ende ihres Lebenszyklus vollständig recycelbar sind.

Vermietungsunternehmen haben einen natürlichen Anreiz, in langlebige, wartungsarme Produkte zu investieren, da dies ihre Betriebskosten senkt. Dies fördert die Entwicklung und Verbreitung umweltfreundlicherer Produktdesigns.

Fazit: Mieten als wichtiger Baustein für nachhaltigeren Konsum

Die Umweltbilanz des Mietens ist in vielen Fällen deutlich besser als die des Kaufens, besonders bei selten genutzten Produkten. Durch die effizientere Nutzung von Ressourcen trägt das Mietmodell zur Reduzierung von Abfall, CO₂-Emissionen und Ressourcenverbrauch bei.

Der Wandel vom Besitzen zum Nutzen stellt einen wichtigen Paradigmenwechsel dar, der über die reine Umweltbilanz hinausgeht. Er fördert ein bewussteres Konsumverhalten, bei dem der Nutzen eines Produkts und nicht sein Besitz im Vordergrund steht.

Als Verbraucher haben wir die Möglichkeit, durch bewusste Entscheidungen zwischen Mieten und Kaufen unseren persönlichen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren. Die Sharing Economy bietet dafür eine praktische und oft auch kostengünstige Alternative zum traditionellen Konsummodell.